07.06.2023

Im Gespräch

„Kommunikation ist der Schlüssel“

Das Foto zeigt Catrin Steiniger, Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg.
Catrin Steiniger, Vorstandsvorsitzende der KV Brandenburg. Foto: KVBB

1. Was braucht es, um das System der ambulanten Versorgung für die Zukunft zu wappnen?

Ich sehe fünf ganz zentrale Punkte: Erstens brauchen wir jetzt eine Entbudgetierung aller Leistungen für alle Fachgruppen. Zweitens müssen wir Konzepte entwickeln, die die ambulante Versorgung der Einzelpraxen bedarfsgerecht ergänzen. Dazu können zum Beispiel Medizinische Versorgungszentren (MVZ) in ärztlicher Trägerschaft zählen. Drittens müssen wir unseren ärztlichen Nachwuchs von den Vorzügen der ambulanten Arbeit überzeugen. Dazu zählt, viertens, auch, dass die Aus- und Weiterbildung noch stärker in unseren Praxen vorgenommen wird. Und fünftens brauchen wir eine starke Selbstverwaltung auf Landes- und Bundesebene.



2. Welches Thema liegt Ihnen für Ihre KV-Region in den nächsten Jahren besonders am Herzen?

Die Krankenhausreform wird massiven Einfluss auf die ambulante Versorgung haben. Gerade in einem Flächenland wie Brandenburg wird sich auch unsere Arbeit stark verändern.

Die KV Brandenburg

Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg vertritt die Interessen von mehr als 4.400 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten gegenüber den Krankenkassen und der Politik. Vorstandsvorsitzende ist seit dem 1. Januar 2023 Catrin Steiniger. Stellvertretend stehen ihr Dr. Stefan Roßbach-Kurschat und Holger Rostek zur Seite.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir als KV dazu in engem Austausch mit unserer Landesregierung stehen. Auf Bundesebene ist die Kassenärztliche Bundesvereinigung gefragt. Ein anderer Dauerbrenner ist die Sicherstellung der Versorgung. Der Mangel an Arztzeit wird sich noch verschärfen. Hier brauchen wir praxistaugliche Konzepte und die Unterstützung der politisch Verantwortlichen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene.



3. Wie möchten Sie es anpacken?

Kommunikation ist der Schlüssel. Wir führen viele Gespräche mit unserem Gesundheitsministerium, den Landräten und Bürgermeistern, den Krankenkassen und natürlich den Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Denn nur, wenn wir die Kolleginnen und Kollegen mitnehmen, können wir erfolgreich handeln. Bestes Beispiel im Land Brandenburg ist dafür derzeit der Aufbau der neuen Universitätsmedizin in Cottbus. Hier bringen wir uns aktiv ein, denn nur wenn die vorhandenen ambulanten und stationären Strukturen einbezogen werden, kann der neue Studiengang ein Erfolg werden.

Das Foto zeigt Gelände des Carl-Thiem-Klinikums auf dem das Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus entstehen soll.
Auf dem Gelände des Carl-Thiem-Klinikums soll das „Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus“ entstehen – die KVBB bringe sich bei der Planung aktiv ein, sagt ihre Vorstandsvorsitzende Catrin Steiniger. Foto: IMAGO / Rainer Weisflog



4. Welche Bedeutung hat für Sie die ärztliche Selbstverwaltung?

Ich kann mir die ambulante Versorgung ohne ärztliche Selbstverwaltung nicht vorstellen. Sie ist das zentrale Strukturelement unserer freiberuflichen Arbeit. Die Selbstverwaltung ist jedoch in Gefahr. In der Politik haben wir gegenwärtig keinen Rückhalt. Hier müssen wir gemeinsam als KV-System gegenhalten und Unterstützung einfordern.

 

5. Was wünschen Sie sich von der Politik?

Ich wünsche mir, dass uns von der Politik die gleiche Wertschätzung entgegengebracht wird wie dem stationären Sektor. Wir kämpfen mit den gleichen stark steigenden Kosten, bekommen aber anders als die Krankenhäuser keine Unterstützung. Um unsere Patientinnen und Patienten weiterhin bedarfsgerecht versorgen zu können, benötigen wir die gleichen Bedingungen und Hilfen wie die Krankenhäuser.

 



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