29.08.2023

Neue EU-Initiative soll mentale Gesundheit stärken

Das Foto zeigt eine Beratungssituation zwischen Therapeutin und Patientin.
Immer mehr Europäerinnen und Europäer leiden an psychischen Erkrankungen. Foto: Adobe Stock / lithiumphoto

Depression, Angststörung, Burnout: Immer mehr Menschen in Europa erkranken psychisch. Die EU-Kommission will jetzt mit einem umfangreichen Strategiepapier zur Förderung der mentalen Gesundheit gegensteuern.

Die EU-Kommission möchte die psychische mit der somatischen Gesundheit gleichstellen. Außerdem sollen schutzbedürftige Gruppen wie zum Beispiel Geflüchtete und Menschen in Krisenregionen besonders in den Fokus genommen werden. Die neue Initiative beschränkt sich auf „weiche“ Maßnahmen wie das Erstellen von Richtlinien und das Verteilen von Fördergeld. Gesundheitspolitik fällt in die Zuständigkeit der einzelnen Mitgliedsstaaten, die Europäische Union hat hier keine Gesetzgebungskompetenz.

Mit dem Strategiepapier reagiert Brüssel auf die starke Verbreitung psychischer Erkrankungen. Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie klagten nach Angaben der EU-Kommission 84 Millionen Menschen in der Europäischen Union über seelische Probleme. Die Krisen der vergangenen Jahre haben die Situation deutlich verschärft. In der Pandemie erlebten die Menschen Isolation, Unsicherheit und Angst. Der Ukrainekrieg sorgte für weitere wirtschaftliche und soziale Verwerfungen. Außerdem flohen Millionen Menschen in die EU, die vielfach an schweren Traumata leiden.

Bündel an Maßnahmen

Im Juni 2023 verkündete die EU-Kommission daher eine neue Initiative zur mentalen Gesundheit. Diese nach eigenen Angaben „umfassende, an der Prävention und auf viele Akteure ausgerichtete Herangehensweise im Bereich der psychischen Gesundheit“ wird mit 1,23 Milliarden Euro ausgestattet. Die Mittel stammen aus bereits existierenden Töpfen wie dem des EU4Health Programms. Neues Geld wird nicht zur Verfügung gestellt.

Die Maßnahmen sollen drei Prinzipien folgen:

  1. angemessene und wirkungsvolle Prävention
  2. Zugang zu hochwertiger und bezahlbarer psychischer Gesundheitsversorgung und Behandlung
  3. Wiedereingliederung in die Gesellschaft nach der Genesung
Das Foto zeigt Ursula von der Leyen bei einer Pressekonferenz der EU-Kommission.
„Für viele, die sich verängstigt und verloren fühlen, kann eine zielgenaue, zugängliche und erschwingliche Unterstützung den Unterschied ausmachen“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrer Rede zur Lage der Nation. Foto: IMAGO / Le Pictorium

Das Geld soll breit investiert werden – insgesamt 20 Leitinitiativen stehen auf dem Plan. Sechs Millionen Euro werden beispielsweise für die Entwicklung von Strategien zur Depressions- und Suizidprävention bereitgestellt. Acht Millionen Euro sollen in die Unterstützung krebskranker Menschen fließen. Darüber hinaus will die EU „sektorenübergreifende Reformen im Bereich der psychischen Gesundheit“ in den Mitgliedsstaaten technisch unterstützen.

Hervorzuheben ist ein geplantes Ausbildungs- und Austauschprogramm, das bis 2026 etwa 2.000 „health care professionals“ grenzübergreifend schulen soll. Bisher ist unklar, an welche Berufsgruppen sich die Weiterbildungen genau richten sollen. Die Kommission hat bereits mit der Ausschreibung der Schulungen begonnen.

Die Initiative wurde im September 2022 von Ursula von der Leyen in ihrer Rede zur Lage der Union angekündigt. Damals betonte die Präsidentin der EU-Kommission: „Wir sollten besser füreinander sorgen. Für viele, die sich verängstigt und verloren fühlen, kann eine zielgenaue, zugängliche und erschwingliche Unterstützung den Unterschied ausmachen.“ Jetzt sind das Europäische Parlament und die Mitgliedsstaaten der Union dazu aufgerufen, die Initiativen gemeinsam umzusetzen.

 

Hendrik Schmitz / Lukas Brockfeld

Weitere Infos finden Sie auf der Website der Europäischen Kommission

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