27.01.2023

KBV-Zukunftspraxis

Praxen können von digitalen Anwendungen profitieren

Das Titelfoto zeigt einen Patienten bei einer Videosprechstunde mit einer Ärztin.
In der digitalen Welt angekommen: Vertragsärztliche Praxen nutzen IT-Anwendungen wie die Videosprechstunde immer häufiger. Foto: Shutterstock/fizkes

Digitale Anwendungen sind aus dem Arbeitsalltag von Praxen nicht mehr wegzudenken. Bieten diese einen konkreten Mehrwert, können sie Praxisabläufe verbessern und werden von Ärztinnen und Ärzten angewendet. Dies zeigt das Projekt Zukunftspraxis der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

„Die entscheidenden Faktoren sind Nutzen, Mehrwert und Einfachheit. Sind diese gegeben, engagieren sich Ärzte und Psychotherapeuten mit ihren Teams dafür, digitale Neuerungen in ihrem Berufsalltag gezielt einzusetzen“, so KBV-Vorstandsvorsitzender Gassen. Foto: Lopata/axentis.de

Idee der KBV-Zukunftspraxis war es, innovative IT-Anwendungen unter realen Bedingungen im Praxisbetrieb zu testen. Zunächst gingen aus einem Wettbewerb zehn Gewinner hervor, deren Produkte zwischen 2019 und 2022 in jeweils einjährigen Testphasen erprobt wurden. Aus den Ergebnissen der KBV-Zukunftspraxis wurden Faktoren ermittelt, die eine Akzeptanz digitaler Innovationen bei Ärztinnen und Ärzten, dem Praxisteam, aber auch bei Patientinnen und Patienten schaffen.

 

Digitale Anwendungen im Praxiseinsatz testen

„Das Interesse und Engagement der Praxen war von Anfang an enorm. Das Konzept hat sich bewährt: Neuerungen werden im Praxisbetrieb getestet – in engem Austausch zwischen Nutzern und Anbietern, um das volle Optimierungspotenzial auszuschöpfen“, stellten die KBV-Vorstände Dr. Andreas Gassen, Dr. Stephan Hofmeister und Dr. Thomas Kriedel fest.

„Ärztinnen und Ärzte sind immer offen für digitale Innovationen, die einen konkreten Mehrwert haben und sich unkompliziert in den Arbeitsalltag der Praxen integrieren lassen“, erklärte der stellvertretende KBV-Vorsitzende Hofmeister. Foto: Lopata/axentis.de

Nur IT-Anwendungen, die ihr Potenzial in vertragsärztlichen Praxen erkennbar, schnell, lösungsorientiert und mit geringem Implementierungsaufwand zeigen, unterstützten Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit ihren Teams nachhaltig. Dies geht aus dem Evaluationsbericht der KBV-Zukunftspraxis hervor.

Die Praxistests zeigen, dass digitale Anwendungen ihren Nutzen im Praxisbetrieb voll entfalten, wenn sie schnell erkennbaren Mehrwert schaffen. Die Produkte sollten außerdem lösungsorientiert und gut in die Praxis integrierbar sein.


Wenig Kompatibilität mit bestehenden Praxissystemen

„Die PVS-Industrie soll künftig stärker an die Kandare genommen werden, auch verbunden mit Aufgaben und Optionen für die KBV“, forderte Kriedel. Foto: Lopata/axentis.de

Unter den getesteten IT-Produkten waren unter anderem telemedizinische Anwendungen, wie eine mobile Datenbrille zur Fernassistenz oder ein digitales Anamnese-Tool und eine interaktive Telefonassistenz, die die Praxisorganisation erleichtert. Beim Einsatz hinderlich erwiesen sich insbesondere veraltete Telefonanlagen und fehlende Integrationsmöglichkeiten in das Praxisverwaltungssystem (PVS). Die Ergebnisse der KBV-Zukunftspraxis bestätigen für Kriedel die wiederholten Forderungen der KBV gegenüber gematik, Politik und Industrie.

Mehr als 60 Unternehmen beteiligten sich am Ideenwettbewerb der KBV-Zukunftspraxis. Bei zehn Anwendungen wurden Produktreife, Patientenbezogenheit und Mehrwert im Praxisalltag zunächst als praxistauglich eingestuft. Fünf Anwendungen konnten schließlich in Praxistests von 150 Praxen evaluiert werden. Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt durch das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité Berlin. Es wurde eine qualitative Analyse durchgeführt, bei der die ausgewählten Testpraxen ihre individuellen Anwendungserfahrungen in drei Phasen bewerteten: vor dem Beginn des Tests, nach drei Monaten und nach zwölf Monaten.

Katharina Lenz